Alpencross 2009 - Innsbruck nach Riva del Garda

Etappe 05 (Grosio - Pezzo/ Sonntag, 23. August 2009)

Königsetappe mit Völkerwanderung

Ein besonderes Frühstück erwartete uns an diesem Morgen. Wir saßen nämlich auf der Terrasse des kleinen Anwesens und erfreuten uns an einer reichhaltigen Auswahl bis hin zu Orangensaft und Milch aus LIDL - Produktion. Die ersten 300 Höhenmeter waren noch recht flach und somit perfekt zum Einrollen. Erst gegen 9 Uhr, als wir Le Prese passiert hatten, sahen wir die unzähligen Serpentinen, die sich den Hang hinauf wanden. Armin freute sich mal wieder, denn er liebt diese Art der Steigungen sehr. Was uns beiden nicht gefiel und auch ein wenig verwunderte, das waren die vielen Autos die uns an diesem sonnigen Sonntagmorgen überholten. Um kurz nach 10 Uhr hatten wir auch Fumero passiert, von wo an uns eine Art Schotterpiste versprochen wurde. Am Ende der Teerstraße war ein großer Parkplatz, dessen Kapazität jedoch bei weitem nicht ausreichte, um all die heranfahrenden Autos aufzunehmen. Und so wurde kreuz und quer geparkt. Einige der Autos fuhren sogar den Weg weiter hinauf – und da waren viele kleine Fiats dabei, was uns ob des schlechter werdenden Untergrunds erneut überraschte. Wir pausierten noch einige Minuten bevor wir dieser Völkerwanderung folgten. Es war fast wie auf der chinesischen Mauer. Der Untergrund bestand immer wieder aus Steinplatten, es war steil und dann die vielen Menschen. Ab und an kämpfte sich ein Auto an uns vorbei, so dass uns die Auffahrt mehrfach alles abverlangte. Nur einmal stiegen wir kurz ab, den Rest traten wir komplett hinauf bis ins charmante Val Rezzalo. Dort kehrten wir bei Alessandro ein, der uns in gutem Deutsch erzählte, dass die kleine Kirche in diesem verschlafenen Bergdorf Jubiläum feiere und deshalb hunderte von Menschen anlocke. Wir schauten von La Baita auf die Kirche, die Zelte und die vielen Leute hinab und verfolgten bei einer Mittagsstärkung das heitere Treiben.

Das Essen war ein Gaumenschmaus und wir versprachen Alessandro, dass wir beim nächsten Alpencross wiederkommen und sogar in seiner Hütte übernachten werden. Er kümmerte sich auch um unsere nächste Übernachtung in Pezzo. Das kam uns sehr gelegen, da wir sonst 200 m weiter abgefahren wären und somit einen Teil der Strecke doppelt absolviert hätten. Er buchte uns bei Yuri ein, aber später mehr dazu.
Die Weiterfahrt im Val Rezzalo auf anfangs alten Militärstrassen forderte viel Kraft. 200 Höhenmeter unterhalb des Passes ging dann nichts mehr und wir schoben diesen letzten Abschnitt auf einem schmalen Weg, der teilweise über den blanken Fels verlief. Kurz hinter dem Passo dell’ Alpe rasteten wir neben einem Gebirgsbach und so genossen wir die Ruhe und Einsamkeit, nur gestört durch einen Hubschrauber. Vorbei mit Isolation war es als wir nach kurzer Abfahrt auf der Teerstraße zum Gaviapass angekommen waren. Noch 300 Höhenmeter waren es bis zum Dach unserer Tour. Wir passierten dabei noch ein kleines Fest, auf dem Blasmusik gespielt wurde. Als wir den in der Sonne schimmernden Lago Bianco hinter uns gelassen hatten, erreichten wir um 15.15 Uhr den 2637 m hohen Gaviapass. Auf der Sonnenterrasse des dort ansässigen Lokals trällerte eine lustige Wanderschar italienische Volkslieder, was in unseren Ohren schrecklich klang.

Auf der Abfahrt nach Pezzo gibt es einen unbeleuchteten Tunnel, den man aber rechts umfahren sollte. Björn hatte es aber im Geschwindigkeitsrausch vergessen und jagte mit knapp 50 Sachen in die Röhre und es war erst einmal alles schwarz – die Sonnenbrille tat ihr Übriges dazu. Doch er knipste schnell seine im Helm integrierten Blinklichter an und so konnte er diese Stelle unbeschadet meistern. Zudem war kein Verkehr im Tunnel. Die Bremsscheiben glühten als wir nach 1000 Hm Abfahrt bei Yuri in der neu eingerichteten Pension ankamen. Er ist ein typischer Italiener. Braun gebrannte Glatze, modisch gekleidet und immer ein großes Mundwerk, aber im positivem Sinne. Er stellte uns auch seinen Laptop zur Verfügung, damit wir nach Wetter und Emails schauen konnten. Im ersten Jahr betreibt er nun diese Pension und erhofft sich viel Zuspruch seitens der Mountainbiker. Unseren hat er auf alle Fälle und wir können ihn nur weiter empfehlen. Der Blick aus dem Zimmerfenster der Pension war grandios. Yuri besitzt auch eine kleine Terrasse, auf der man ebenso diese Aussicht genießen kann. Im einzigen Lokal dieses verschlafenen Bergdorfes speisten wir am Abend hervorragend und somit war auch der fünfte Tag der Tour ohne Pannen und Stürze aber mit vielen facettenreichen Eindrücken zu Ende gegangen.

Etappendaten:

Distanz (km):
49
Fahrzeit (h:min):
05:15
Höhenmeter (m):
2150
Geschwindigkeit (km/h):
9,3