Alpencross 2009 - Innsbruck nach Riva del Garda

Etappe 03 (Heilbronner Hütte - Lü / Freitag, 21. August 2009)

Modernes Bergwandern

Unser Frühstück in der Heidelberger Hütte teilten wir mit etlichen Wanderern, die ähnlich wie wir zeitig aufbrechen wollten. Allerdings sollten wir mit ihnen einiges mehr an diesem Tage teilen. Aber der Reihe nach. Die ersten 300 Höhenmeter zum Fimberpass, unserem dritthöchsten Pass der Tour, schoben wir die Räder bis auf eine kleine Ausnahme auf halber Strecke. Im Talgrund sahen wir wie die Heidelberger Hütte immer kleiner wurde und nach und nach die anderen Gruppen sich zum Aufstieg bereit machten. Nach knapp einer Stunde per Pedes erreichten wir den Übergang auf 2606 Metern um 09:15 Uhr. Nach dem Siegerfoto ging es auf die rauschende Abfahrt ins Val Chöglias, die vor allem zu Beginn oft erneute Schiebepassagen forderte.

Gegen 10 Uhr erreichten wir Griosch und wähnten uns in Sicherheit, was das Schieben angeht. Dem war jedoch nicht so, da wir den falschen Abzweig nahmen und, wie im Roadbook beschrieben, zuerst einen schönen Wiesentrail fuhren. Dieser endete jedoch bei uns inmitten eines Steilhanges, der gespickt war mit umgefallenen Bäumen, groben Steinaufschüttungen und dichtem Gehölz. Wir wussten lediglich, dass wir irgendwann das steile V-Tal überqueren mussten. Und so schoben bzw. trugen wir das Fahrrad einen kleinen steinernen Flusslauf, der steil den Abhang hinunter zum Fluss führte, hinab. Das wäre alleine mit guten Wanderschuhen schon eine Meisterleistung gewesen. Aber mit 7 kg Gepäck auf dem Rücken, Bikeschuhen und diesem Fahrrad in der Hand gestaltete sich dieser Abstieg als bislang schwerster und gefährlichster Streckenabschnitt. Als wir den Fluss fast erreicht hatten, konnten wir gegenüber einen Schotterweg erkennen und atmeten erst einmal tief durch bevor uns klar wurde, dass die Überquerung des fließenden Gewässers die nächste Herausforderung darstellte. Wir entledigten uns der Schuhe und der Socken und wateten durch den angenehm kalten Wildbach. Wir orientierten uns auf der Schotterstraße über Zuort in Richtung Sent, was erneutes halbstündiges Schieben entlang eines Waldtrails bedeutete bis wir die richtige Schotterpiste erreicht hatten. Diese jagten wir hinunter bis nach Sent und von dort ins Inntal hinab zum idyllische Schweizer Örtchen Scuol.

Wir überquerten um 12:30 Uhr den Inn am Sportplatz und orientierten uns am Wanderweg nach S-Charl anstatt die Teerstraße zu nehmen. Landschaftlich war der Weg durch die Clemgiaschlucht sehr reizvoll, wenngleich wir erneut viele Schiebepassagen hatten. Nie lange, aber immer wiederkehrend – modernes Bergwandern eben. Am Ausgang der Schlucht schraubten wir uns den Hang hinauf zur Teerstraße, die uns bis nach S-Charl führte. Dort angekommen stärkten wir uns mit Spaghetti als erneut unsere Allgäuer Bekanntschaft auf der Sonnenterrasse erschien und zwar vollkommen entspannt. Sie waren spät dran und hatten den Bus von Scuol nach S-Charl genommen. Mit ihnen zusammen und zwei weiteren Bikern brachen wir gegen 15.15 Uhr auf und durchfuhren das traumhafte Hochtal bis zur Alp Astras auf leicht ansteigenden Forstwegen. Schnell waren wir den anderen entkommen und fuhren nach der Alb weiter den Trail durch Krüppelkiefern in Richtung Alpenhauptkammüberquerung Pass Costainas. Hier war schön zu sehen, dass die Baumgrenze in den Zentralalpen bis auf knapp 2300 m ansteigt. Der Weg zum Pass ist komplett fahrbar ohne Schiebepassage, was uns an diesem Tage etwas wunderte. Wir erreichten auf der Abfahrt unseren Übernachtungsort Lü, ein verschlafenes 50-Einwohnerdörfchen, gegen 16:45 Uhr. Dort wurden wir erwartet, da wir bereits von S-Charl aus im Gasthof Hirschen reserviert hatten. Wir genossen dort ein Kaltgetränk auf der blühenden Terrasse, freuten uns über den Wäscheservice der netten Wirtin und fieberten auf das Abendessen hin. Dieses war vorzüglich und wir hatten zusätzlich eine nette Unterhaltung mit einem Pärchen aus der Basler Ecke während draußen ein kleiner Schauer niederging und uns den schönsten Regenbogen der Schweiz zauberte. Gegen 22 Uhr wanderten wir ins Bett und freuten uns auf den nächsten Tag, an dem wir wieder mehr Radfahren sollten.

Etappendaten:

Distanz (km):
50
Fahrzeit (h:min):
06:05
Höhenmeter (m):
1600
Geschwindigkeit (km/h):
8,21